Donnerstag, 10. September 2015
Bärenklau - Heracleum sphondylium
Der Wiesen oder gemeine Bärenklau kommt – wie der Name es schon vermuten lässt – auf Wiesen und Unkrautbeständen vor, aber auch in Hochstaudenfluren oder lichten und feuchten Auwäldern. Er liebt lockeren, stickstoffhaltigen Boden und ist praktisch in ganz Europa weit verbreitet.
Den Namen erhielt die Pflanze wohl, weil die großen lappig gestielten Blätter Tier“klauen“ ähneln.
Der Volksmund hat der Pflanze allerdings auch noch andere Namen gegeben: Wiesenrhabarber, Bärenfuß, Bärentatze, Wolfsklau (wie der Bärlapp), Emdstengel, Kuhlatsch, Ochsenzunge, Säuchrut, Echter Bärenklau
„Der Sage nach soll Herkules als Erster die Heilkraft dieser Pflanze entdeckt haben“.
Der Wiesen-Bärenklau ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die bis zu 1,5 m hoch werden kann. Bitte nicht mit dem Riesen-Bärenklau (hört sich auch sehr ähnlich an) verwechseln, der sogar bis über 3 m hoch werden kann und als giftig eingestuft wird.
Auch der Wiesenbärenklau wird als schwach giftig bezeichnet. Er soll nichtsdestotrotz ein gutes Kaninchenfutter darstellen und wurde auch von unseren Kleinnagern gerne gefressen (ohne tödliche Folgen), allerdings ist er wohl für Pferde, Rinder, Schweine giftig, wohingegen Schafe gegen das Gift wohl immun sind.
Die Blätter sind fiederschnittig und am Rand unregelmäßig gesägt. Sie sind – wie der am Boden bis zu 3 cm messende, stark gefurchte Stängel – borstig behaart. Die unteren Blätter können bis zu 50 cm lang werden. Sie bilden eine Blattscheide – ähnlich wie Engelwurz, mit der der Bärenklau auch leicht verwechselt werden kann – um die Knospen zu schützen.
Die Blüten sind als Dolde mit 15 – 30 Strahlen angelegt und können bis zu 20 cm oder mehr messen. Sie bestehen aus sehr vielen kleinen weißen Einzelblüten. Die äußeren Blüten sind vergrößert. Die Hüllblätter fehlen oft ganz. Die eiförmigen, ca. 6 -10 mm langen Früchte sind flach und kahl.
Der Wiesen-Bärenklau blüht von Juni bis Oktober und ist dann gut zu sehen. Bei als Viehfutter genutzten Wiesen kommt er erst nach der 1. Mahd zur Blüte – wenn überhaupt.
Der Bärenklau enthält einige „Duft“stoffe, ätherische Öle und auch Furanocumarine, die eine mit Hautrötung und Schwellungen einhergehende „Wiesendermatitis“ auslösen können. Dieser Duft wird nicht von jedem als angenehm empfunden. Diese Furanocumarine, die auch für den Duft verantwortlich sind, sind es auch, die bei entsprechend sensiblen Menschen eine gewisse Steigerung der Lichtempfindlichkeit verursachen können.
Erst recht nach Einnahme sollten Sonnenbäder und ausgedehnte Sonnenbestrahlung vermieden werden (analog Johanniskraut).
Junge Blätter und Sprosse (Sammelzeit April bis Mai oder nach dem Mähen) werden in der Wildkräuterküche genutzt, man kann den Stiel größerer Pflanzen auch schälen und sie dann roh oder auch als Kompott verarbeitet genießen. Unter Umständen sind Handschuhe beim Schälen und Verarbeiten der Pflanze zu empfehlen, da die Stängel außer dem Fumarocumarin auch Borsten aufweisen, die sonst zu Hautirritationen führen könnten.
Sogar Bier lässt sich aus den Blättern des Wiesenbärenklau herstellen.
Die Früchte des nordamerikanischen Bärenklaus wurden im vorletzten Jahrhundert von Ärzten gegen Epilepsie angewendet. Manche nordamerikanischen Indianerstämme haben die Wurzeln der Pflanze äußerlich als Schmerzmittel eingesetzt (ebenfalls Großvaters Gartenbuch).
In alten Kochbüchern wurde der Bärenklau als Mittel gegen Kopfschmerzen, schlechtem Gedächtnis, Melancholie und Unruhe empfohlen.
Auch kulinarisch ist der Wiesen-Bärenklau interessant: Der Bärenklau enthält bis zu 10% Zucker, viel Eiweiß, Karotin, Vitamin C und Mineralstoffe.
Die jungen Stängel kann man schälen und sogar roh verzehren, solange sie noch zart sind, aber auch als Auflauf kann er ein echter Genuss sein. Selbstverständlich kann man die jungen zarten Blätter auch in den Salat mischen oder ebenfalls in Aufläufen verarbeiten. In Bierteig gebraten oder wie Spargel zubereitet sind auch die Knospen äußerst schmackhaft.
Der Wiesen-Bärenklau wird auch der „Ginseng der Europäer“ genannt (Ätherische Öle selbst herstellen). Für die Herstellung des ätherichen Öls werden die Blüten und Blätter,aber auch die Samen verwendet. Die grünen Samen sollen einen Duft nach Limetten haben.
Er wird auch hier, aber auch in Asien (als Aphrodiasiakum) (volks)heilkundlich genutzt. Hier vor allem die Blätter, aber auch der Wurzelstock.
Heracleum-sphondylum wirkt verdauungsfördernd und beruhigend, aber auch harntreibend und schleimlösend, so dass er bei Magen-Darm-Problemen, aber auch bei Erkältungen, Husten und Bronchitis und sogar bei Asthma gute Dienste leisten kann. Weiter ist er wirksam bei Nierensteinen oder Menstruationsbeschwerden, also beinahe ein Allroundtalent. Vorher sollte allerdings eine mögliche allergische Reaktion ausgeschlossen werden.
Verwendung findet beides, das Kraut oder der Wurzelstock. Das Kraut wird von Juni bis September, der Wurzelstock im Herbst, also etwa ab Oktober gesammelt. Beides wird als Tee oder auch als Tinktur zubereitet verabreicht.
Für Heilzwecke wird das komplette oberirdische Kraut zu Beginn der Blütezeit geernet und zügig an einem warmen, aber nicht heißen und schattigen Ort getrocknet. Auch die Wurzel wird (im Herbst ausgegraben) gut gesäubert und dann – evtl. in Stücke geschnitten – zügig getrocknet.
Die Pflanze wird bereits bei Dioskurides beschrieben: Der Wiesen - Bärenklau hat Blätter in etwa denen der Platane ähnlich, denen des Steckenkrauts sich nähernd, Stängel von der Höhe einer Elle und auch größer, dem Fenchel ähnlich, mit Dolden an der Spitze, in denen der dem Sesel gleichende doppelte Samen sitzt, der aber breiter, weißer, mehr spreuartig ist und durchdringend riecht. Es hat gelbe oder weiße Blüthen, eine weiße rettichähnliche Wurzel und wächst in Sümpfen und an feuchten Stellen. Seine Frucht schneidet, getrunken, den Schleim durch den Stuhlgang aus; weiter heilt sie, getrunken, Leberleiden, Gelbsucht, Orthopnöe, Epilepsie und Mutterkrämpfe. In der Räucherung weckt sie die von Schlafsucht Befallenen auf. Mit Öl auf den Kopf gestrichen ist sie ein gutes Mittel für solche, die an Gehirnkrankheit, Lethargie und Kopfschmerzen leiden; mit Raute als Umschlag heilt sie Schlangenbisse. Auch die Wurzel wird Gelbsüchtigen und Leberleidenden gegeben. Ringsum abgeschabt und eingelegt bringt sie Wulste in Fisteln zum Verschwinden. Der Saft der frischen Blüthen ist ein gutes Mittel gegen geschwürige und eiterflüssige Ohren.
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Wiesenbärenklau
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